19.06.2023

Banken halten sich in der Fahrradbranche zurück – Kommunikation ist das Gebot der Stunde!

Die Fahrradbranche gehörte in den letzten Jahren zu den wenigen Boom-Brachen der Wirtschaft. Viele andere Branchen wurden durch die Corona-Pandemie und/oder den Ukraine-Krieg schwer getroffen bzw. haben mit den Folgen nach wie vor zu kämpfen.

In der Fahrradbranche – die in dieser Woche auf der EUROBIKE-Messe in Frankfurt wieder ihr größtes Netzwerktreffen erlebt – gibt es diverse Gründe, die die Umsatzzahlen in den vergangenen Jahren befeuert haben. Der Trend zur umweltfreundlichen nachhaltigen Mobilität per E-Bike, die pandemiebedingten Reisebeschränkungen, die Urlaub verhindert und die finanziellen Einsparungen aus entfallenem Urlaub in die Alternative Fahrrad haben fließen lassen, die hohen Kraftstoffkosten, die viele zum „Umsatteln“ auf das Fahrrad motiviert haben etc. etc.

Die Gründe sind vielfältig und haben der Branche gute Umsätze beschert. Doch wie geht es weiter? Aktuell haben sich die Lieferkettenprobleme bei vielen Produzenten quasi aufgelöst und es ist nach Jahren der Warenknappheit jetzt viel Ware im Markt. Das macht üblicherweise etwas mit dem Preis und so wird es in diesem Jahr auch wieder Preisnachlässe im Markt geben. Bedeutet das nach einem kurzen Hochgefühl jetzt den Absturz der Ergebnisse der Branche?

Nach unserer Einschätzung wird das nicht der Fall sein. Die Branche wird in diesem Jahr zwar nicht mehr die Wachstumsraten der Boom-Jahre erleben, aber die Dynamik des Marktes hat gerade erst Fahrt aufgenommen. Es werden immer mehr Möglichkeiten erschlossen wie im Bereich der Cargo-E-Bikes und es werden weitere Features ausgebaut. Zudem haben sich die Produktzyklen verkürzt. Während ein herkömmliches Fahrrad bislang eine Lebenslaufzeit von mehr als 10 Jahren besaß, liegt diese bei E-Bikes aktuell bei ca. 5 bis 7 Jahren. Im stark wachsenden Leasinggeschäft wird in der Regel nach 3 Jahren bereits ein E-Bike ersetzt. Sicherlich wird künftig für die Leasingrückläufer auch der Zweitmarkt wachsen und ein Faktor im Markt werden, aber ein modernes, attraktives E-Bike wird in der Zukunft klar Teil der neuen Mobilität werden und zum Lifestyle gehören bzw. bei hochpreisigen Modellen zum Statussymbol mutieren. Insofern kann die Branche weiter mit guten Geschäften für die kommenden Jahre rechnen.

Für die Fahrradhändler besteht eine wichtige Herausforderung darin, ihren Kunden ein gutes Sortiment anzubieten. Um dieses vorzuhalten, werden die Händler auch enorme finanzielle Ressourcen benötigen. Hier kommen auch die Bankpartner ins Spiel, die derzeit Signale aus dem Markt bzw. aus den Medien über hohe Warenbestände im Markt erhalten. Der normale Denkreflex der Research-Abteilungen der Banken ist dann an Preisverfall und Warenüberhänge zu denken. Langfristige Warenüberhänge können dann zu „Ladenhütern“ werden. Diesen Denkmustern gilt es mit Kommunikation zu begegnen.

Banken verfügen in der Regel nicht über ein so fundiertes Branchenwissen, dass sie alle Parameter der erwarteten Entwicklungen berücksichtigen können. Das aktuelle Warenüberangebot resultiert ja beispielsweise nicht aus einem generellen strukturellen Überangebot, sondern aus der Auflösung von Lieferkettenproblemen als Spätfolge der Corona-Pandemie in 2022. Das dadurch derzeit im Markt vorhandene Überangebot werden die Händler nicht in einer Saison, sondern voraussichtlich erst bis 2024 im Markt platzieren können. Danach sollte allerdings wieder eine normale, saisonale Marktsituation einkehren. Da die Bikes heute insgesamt sehr modern und ausgereift sind, sollte es kein Problem geben, bis 2024 die aktuellen Warenbestände bei normalen Verkaufszahlen im Markt zu platzieren.

Bei unternehmens- oder marktbezogenen Besonderheiten gilt im Umgang mit den Bankpartnern der Grundsatz: Reden hilft immer!

Also sollte jedes Unternehmen mit seinen Bankpartnern in eine gute Kommunikation eintreten, die unternehmensindividuelle Situation erläutern und diese mit einer Unternehmensplanung bis 2024 oder darüber hinaus unterlegen. Ein entsprechendes Vorgehen gegenüber den Bankpartnern stärkt die Reputation und Kompetenzanmutung der Unternehmensführung. Also agieren und nicht reagieren. Es lohnt sich hierin Zeit zu investieren. Viel Erfolg dabei!


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